Wie gelingen Perspektivwechsel?

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  • #516

    Mammut
    Teilnehmer

    Ich habe eine Schwäche für Texte mit mehreren Erzählerfiguren oder gleich mehreren verschiedenen Erzählperspektiven. William Faulkner macht das in „The Sound And The Fury“, Bernadine Evaristo in „Girl, Woman, Other“. George R. R. Martin macht es auf sehr zugängliche Art in „A Song of Ice And Fire“, Gerda Blees erzählt in „Wir sind das Licht“ einen Krimi aus der Perspektive von 52 (?) verschiedenen Gegenständen. Perspektivwechsel können einer Geschichte mehr Tiefe, zusätzliche Dimensionen, eine größere Glaubwürdigkeit verleihen. Gerade fallen mir keine Beispiele für schlecht gemachte Perspektivwechsel ein, aber ich bin sicher, es gibt sie.

    Meine Frage an euch: Wie macht man es richtig? Und wann sollte man auf Perspektivwechsel verzichten?

    #517

    Dominik Steiniger
    Administrator

    Perspektivwechsel können wahnsinnig spannend sein, ein aktuelles Beispiel, finde ich, ist „Dschinns“ von Fatma Aydemir. Sie erzählt die gleiche Zeit aus mehreren Perspektiven, aber nur mit gewissen Überschneidungen der gleichen Handlung. Man lernt durch den Perspektivwechsel neue Personen und Orte kennen. Damit es gelingt, muss der Perspektivwechsel schlüssig sein, zum Beispiel die Geschichte voranbringen. Bei „Dschinns“ führt der Perspektivwechsel dazu, dass man sich als Leser gerne mal ertappt fühlt, weil man auf einmal die Handlungen eines Charakters besser versteht, die man im vorherigen Kapitel aus einer anderen Perspektive absolut verurteilt hätte.

    #518

    Mammut
    Teilnehmer

    Ja, das ist das Spannende daran, nicht? Eine Freundin, die Psychologin ist, meinte einmal, man müsse davon ausgehen, dass jeder Mensch in einer Welt lebt, in der sein Handeln Sinn ergibt. Und das ist auch einfach sehr unterhaltsam.

    #523

    Cordt Schnibben
    Administrator

    Für mich ein Highlight in Sachen Perspektivwechsel und eines meiner Lieblingsbücher: „Joana“ von Lisa St.Aubin de Teran. Der Roman wechselt in der Erzählperspektive zwischen Tochter, Mutter und Großmutter. Aus der Sicht der Tochter ist die Mutter eine sadistische Irre, aus der Sicht der Mutter ist die Tochter ein Balg, das sie lieber abgetrieben hätte, und durch die Erzählung der Großmutter versteht man, was da passiert ist.

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