Reden sie unterschiedlich genug? Welche Sehnsucht treibt den Helden an? Weckt der Held die Sympathie und das Interesse des Lesers? Durchlaufen die Protagonisten eine Entwicklung? Kann sich der Leser die wichtigen Figuren körperlich und charakterlich vorstellen?

Die Charakterisierung ist alles, was zu Beginn eingeführt wird. Aus welchem Umfeld unsere Figur stammt, wie sie sich kleidet und vor sich selbst und anderen gibt. Der wahre Charakter hingegen zeigt sich nur in bestimmten Situationen. In einem Roman können diese Momente durch den Blick in das Innere der Figuren unscheinbar sein, etwa durch treffende Beobachtungen ihrer Gedanken und Gefühle. Im Film benötigt es außergewöhnlichere Szenen. Die Figur glaubt, sie wäre rechtschaffen, und so wurde sie durch die bisherigen Szenen und Beschreibungen auch eingeführt. Aber dann tut sie an einem entscheidenen Punkt und unter Druck etwas Unmoralisches, ist vielleicht sogar selbst erschrocken darüber; über ihre wahre Natur. Umgekehrt gibt es Charaktere, die als schwach und selbstsüchtig beschrieben werden - bis sie uns und sich selbst auf einmal überraschen, indem sie sich unerwartet aufopfern oder über sich hinauswachsen. Benedict Wells in „Die Geschichten in uns“, Seite 240