AKRink
Nun sitze ich an meinem zweiten Roman und probiere etwas anderes aus: Es gibt einen bzw. mehrere Er- (eher Sie-)Erzähler. Sprich, die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, aber der Erzähler ist immer an genau einer der beteiligten Personen dran, erzählt die Situation aus ihrer Sicht. Er kann dabei immer dieser einen Personen in den Kopf schauen, ihre Gedanken und Gefühle wiedergeben. Was zeitgleich in den anderen vorgeht, weiß er nicht, kann höchstens das interpretieren, was er (durch die Augen „seiner“ Person) sieht. Die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Hauptfiguren, sodass man ständig eine andere Sichtweise einnimmt. Das ist relativ herausfordernd und komplex zu schreiben, macht aber auch großen Spaß und scheint (bis jetzt) gut zu funktionieren.
Ich finde das beim Lesen total interessant die Perspektiven zu wechseln, weil man als Leserin dann das Gefühl hat, mehr zu wissen als die Protagonisten. Außerdem bringt es Abwechslung rein. Magst du mal ein paar Zeilen hier reinposten? Mich würde interessieren, ob du dann in den unterschiedlichen Kapiteln auch anders formulierst.
Genau diesen Effekt will ich erreichen. Wir sehen beim Lesen, dass dieselbe Situation von zwei Figuren ganz unterschiedlich wahrgenommen wird, sie das aber nicht bemerken, weil sie davon ausgehen, ihr Gegenüber empfinde genauso. Oder wir sehen ein Missverständnis entstehen – eine Situation, die man ja auch aus dem Alltag kennt, wenn man einem Gespräch folgt. Nur, dass man dort ggf. eingreifen und es aufklären kann. Beim Lesen können wir nur zuschauen und abwarten, was daraus wird …
Gar nicht so einfach, eine konkrete Stelle zu finden, an der man es (ohne viel Kontext zu erklären) zeigen kann. Vielleicht hier:
Ein Abend in eine Restaurant, die erste Hälfte wird beschrieben aus der Sicht der einen Person, sie denkt u. a.:
„Wie immer dauerte es eine Weile, bis es sich nicht mehr seltsam anfühlte. Doch mit jedem Treffen wurde diese Weile ein bisschen kürzer […]. Bald würden sie an den Punkt kommen, an dem es sich ganz selbstverständlich anfühlen würde, so wie früher, da war sie sicher.“
Ein paar Seiten später wird derselbe Abend weitererzählt von der anderen Person, und dort steht dann:
„Natürlich fühlte es sich nicht an wie früher, und das würde es auch nie, doch es tat gut, sich mit einem erwachsenen Menschen außer ihrer Mutter zu unterhalten.“
Ist nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht als Beispiel nicht verkehrt.
Für die Personen in ihren Abschnitten auch eine deutlich unterschiedliche Sprache zu finden, sodass man am besten auch ohne Benennung wüsste, bei wem wir gerade sind, ist mir noch nicht ausreichend gelungen. Da muss ich beim Überarbeiten auf jeden Fall nochmal ran.
- Diese Antwort wurde geändert vor 3 Monate, 1 Woche von AKRink.