Schlagwörter: Gefühle, Informationen, LSD, Recherche
- Dieses Thema hat 11 Antworten sowie 6 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 2 Monate, 3 Wochen von AKRink aktualisiert.
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Juli 15, 2024 um 2:28 pm Uhr #212
Book TalkAdministratorJuli 21, 2024 um 10:58 am Uhr #430
Cordt SchnibbenAdministratorDas hängt natürlich sehr von der Geschichte ab, in meinem Fall musste ich viel recherchieren, um überhaupt über LSD, Geheimdienste, die TV-Sendung „Beat-Club“ schreiben zu können. Aber die Gefahr, gerade bei Journalisten, die Romane schreiben: Man darf nicht überrecherchieren und dann versuchen, zu viele Informationen in die Geschichte zu packen, sie muss ja Gefühle hervor rufen und nicht in erster Linie Informationen verbreiten. Ich finde es schwierig, die Balance zu finden, wie findet ihr die Balance?
Juli 22, 2024 um 7:58 am Uhr #438
Wiebke WetscheraAdministratorIch denke, es gibt einige Dinge, bei denen braucht es eine gewisse Recherche. Wenn man – wie du sagst, Cordt – über LSD schreibt, dann sollten die Informationen dazu schon auch stimmen. Bei Orten ist ja die Frage, ob man einen realen Ort beschreiben will, auch dann muss man vorher recherchieren – am besten vor Ort gewesen sein. Ansonsten würde ich sagen, kann zu viel Recherche auch die Fantasie eingrenzen. Wer alles weiß, kann sich nichts mehr vorstellen, oder?
Juli 22, 2024 um 9:43 am Uhr #443
Cordt SchnibbenAdministratorDa hast du Recht, Wiebke, ich habe sechs Bücher über LSD gelesen. Benedict Wells hat erzählt, dass er erst schreibt, und dann überprüft, ob das stimmt. Ich brauche erst das Lesen, um auf Ideen fürs Schreiben zu kommen. In den Büchern über LSD ist mir klar geworden, wieviel Künstler, Sänger etc. unter Einfluß von LSD kreativ waren, daraus entstand dann eine Passage im Roman
Juli 24, 2024 um 8:50 am Uhr #488
JoergTeilnehmerIch stimme Wiebke ebenfalls zu – auch bei Fiktion braucht es eine grundlegende Recherche, denn Leser kennen mittlerweile viele Orte – oder möchten sie kennenlernen. Genauso ist es bei vielen anderen Dingen wie z.B. Essen, Drogen (LSD, s.o.,), etc. – da empfinde ich es sogar als störend, wenn die Fakten nicht stimmen.
Juli 27, 2024 um 10:04 am Uhr #519
susigoTeilnehmerIch schreibe keine Gegenwartsromane, nur historische. Für das Davor nehme ich mir meist ein bis zwei Monate, in denen ich parallel auch noch andere Dinge mache. Nach meinen Erfahrungen ist das Davor zwar wichtig, weil es die Grundlage für alle weitere Arbeit bietet, aber viele Fragen tauchen erst während des Schreibens auf. Es sind oft Details, an die ich vorher gar nicht gedacht habe, und die eine Recherche während des Schreibprozesses erfordern. Recherche hört nie ganz auf, würde ich sagen.
Juli 29, 2024 um 7:29 pm Uhr #521
Cordt SchnibbenAdministrator@susigo Wie ist es, wenn du dir einen Stoff ganz neu erarbeiten mußt? Oder schreibst du Romane über Stoffe, die dir vertraut sind?
August 2, 2024 um 2:50 pm Uhr #569
AKRinkTeilnehmerIn meinem ersten Roman habe ich die Orte nicht benannt, er hätte überall (in Deutschland) spielen können. Nun sitze ich an meinem zweiten Roman und mache es bewusst anders: Ich benenne die Städte und Stadtteile, oft auch Straßen und teilweise ganz konkrete Orte (eine Schule, ein Restaurant, ein öffentliches Gebäude …) genau. Dafür habe ich anfangs eine kleine Recherchereise gemacht (und Orte gewählt, die ich entweder schon gut kenne oder die in der Nähe sind, sodass ich jederzeit noch einmal hinfahren kann). Jetzt beim Schreiben merke ich, wie sehr mir das hilft. Im Gegensatz zum letzten Mal habe ich diesmal konkrete Orte vor Augen, kann mir das Setting viel besser vorstellen. Oft komme ich sogar noch auf neue inhaltliche Ideen, wenn ich den inneren Blick noch einmal über meine Erinnerung an den Ort schweifen lasse. Außerdem hatte ich beim ersten Mal die Tendenz, automatisch Orte aus meinem eigenen Leben einzusetzen (mein Elternhaus, meine alte Schule …). Dadurch wurde die Geschichte stellenweise autobiographischer, als ich es wollte. Mit der Entscheidung für echte Orte, mit denen ich aber nichts persönlich verbinde, bin ich deshalb sehr froh. Trotzdem lasse ich mir die Freiheit, auch mal etwas zu erfinden oder zu verändern. Zum Beispiel habe ich mir die Gebäude i. d. R. nur von außen angeschaut, wie es also darin aussieht, ist erfunden. Und wenn es für die Geschichte besser ist, dass der Fahrradkeller unter der Turnhalle ist und nicht daneben, dann schreibe ich es so, auch wenn es in der Realität anders ist. Bei anderen Themen als Orten handhabe ich es ähnlich. Diese Mischung funktioniert für mich gut.
- Diese Antwort wurde geändert vor 3 Monate, 3 Wochen von AKRink.
August 6, 2024 um 9:50 pm Uhr #592
Cordt SchnibbenAdministratorWenn ich echte Orte beschreibe oder gar echte Ereignisse einflechte, habe ich Angst davor, mich zu weit von der Wirklichkeit zu entfernen. ich fürchte, dass Leser:innen sich stören an der Ungenauigkeit und beginnen, mir zu mißtrauen.
August 13, 2024 um 12:00 pm Uhr #615
AKRinkTeilnehmerInteressant. Als Leserin empfinde ich es eher umgekehrt: Ich freue mich, wenn ich einen Ort wiedererkenne und störe mich dann auch nicht an Ungenauigkeiten. Aber vermutlich ist da die Wahrnehmung sehr unterschiedlich, bestimmt löst es bei anderen auch das von dir beschriebene Misstrauen aus. Wobei ich gerade darüber nachdenke, was das im Kontext eines Romans heißt, „Misstrauen“. Der Anspruch ist doch gar nicht, dass die Geschichte wahr ist und sie irgendjemand glauben soll, oder?
- Diese Antwort wurde geändert vor 3 Monate, 1 Woche von AKRink.
August 24, 2024 um 4:12 pm Uhr #636
Cordt SchnibbenAdministratorFür mich besteht die Kunst des Romanschreibens darin, dass die erfundene Geschichte in sich glaubwürdig sein muss, dass also das Agieren der Figuren einer menschlichen Logik folgt, wenn sie vollkommen unlogisch handeln, kann das zwar im Einzelfall zur Dramaturgie gehören (Mord, Flucht etc), wenn aber die gesamte Handlung eine Abfolge von Zufällen ist, steige ich als Leser aus
August 30, 2024 um 1:33 pm Uhr #667
AKRinkTeilnehmerFür mich besteht die Kunst des Romanschreibens darin, dass die erfundene Geschichte in sich glaubwürdig sein muss, dass also das Agieren der Figuren einer menschlichen Logik folgt, wenn sie vollkommen unlogisch handeln, kann das zwar im Einzelfall zur Dramaturgie gehören (Mord, Flucht etc), wenn aber die gesamte Handlung eine Abfolge von Zufällen ist, steige ich als Leser aus
Klar, da stimme ich absolut zu. Ich hoffe aber, dass diese Art von Vertrauen nicht erschüttert wird, wenn ich hier und da ein Detail an einem (real existierenden) Ort verändere. Sicher bin ich da natürlich nicht, und sicher sollte man mit solchen Anpassungen nicht übertreiben (oder eben auf Nummer sicher gehen und gar nicht mit realen Orten/Motiven arbeiten).
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