AKRink

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  • als Antwort auf: Wieviel Recherche braucht das Davor? #667

    AKRink
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    Für mich besteht die Kunst des Romanschreibens darin, dass die erfundene Geschichte in sich glaubwürdig sein muss, dass also das Agieren der Figuren einer menschlichen Logik folgt, wenn sie vollkommen unlogisch handeln, kann das zwar im Einzelfall zur Dramaturgie gehören (Mord, Flucht etc), wenn aber die gesamte Handlung eine Abfolge von Zufällen ist, steige ich als Leser aus

    Klar, da stimme ich absolut zu. Ich hoffe aber, dass diese Art von Vertrauen nicht erschüttert wird, wenn ich hier und da ein Detail an einem (real existierenden) Ort verändere. Sicher bin ich da natürlich nicht, und sicher sollte man mit solchen Anpassungen nicht übertreiben (oder eben auf Nummer sicher gehen und gar nicht mit realen Orten/Motiven arbeiten).

    als Antwort auf: Was spricht für den Ich-Erzähler? #665

    AKRink
    Teilnehmer

    Nun sitze ich an meinem zweiten Roman und probiere etwas anderes aus: Es gibt einen bzw. mehrere Er- (eher Sie-)Erzähler. Sprich, die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, aber der Erzähler ist immer an genau einer der beteiligten Personen dran, erzählt die Situation aus ihrer Sicht. Er kann dabei immer dieser einen Personen in den Kopf schauen, ihre Gedanken und Gefühle wiedergeben. Was zeitgleich in den anderen vorgeht, weiß er nicht, kann höchstens das interpretieren, was er (durch die Augen „seiner“ Person) sieht. Die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Hauptfiguren, sodass man ständig eine andere Sichtweise einnimmt. Das ist relativ herausfordernd und komplex zu schreiben, macht aber auch großen Spaß und scheint (bis jetzt) gut zu funktionieren.

    Ich finde das beim Lesen total interessant die Perspektiven zu wechseln, weil man als Leserin dann das Gefühl hat, mehr zu wissen als die Protagonisten. Außerdem bringt es Abwechslung rein. Magst du mal ein paar Zeilen hier reinposten? Mich würde interessieren, ob du dann in den unterschiedlichen Kapiteln auch anders formulierst.

    Genau diesen Effekt will ich erreichen. Wir sehen beim Lesen, dass dieselbe Situation von zwei Figuren ganz unterschiedlich wahrgenommen wird, sie das aber nicht bemerken, weil sie davon ausgehen, ihr Gegenüber empfinde genauso. Oder wir sehen ein Missverständnis entstehen – eine Situation, die man ja auch aus dem Alltag kennt, wenn man einem Gespräch folgt. Nur, dass man dort ggf. eingreifen und es aufklären kann. Beim Lesen können wir nur zuschauen und abwarten, was daraus wird …

    Gar nicht so einfach, eine konkrete Stelle zu finden, an der man es (ohne viel Kontext zu erklären) zeigen kann. Vielleicht hier:

    Ein Abend in eine Restaurant, die erste Hälfte wird beschrieben aus der Sicht der einen Person, sie denkt u. a.:
    „Wie immer dauerte es eine Weile, bis es sich nicht mehr seltsam anfühlte. Doch mit jedem Treffen wurde diese Weile ein bisschen kürzer […]. Bald würden sie an den Punkt kommen, an dem es sich ganz selbstverständlich anfühlen würde, so wie früher, da war sie sicher.“

    Ein paar Seiten später wird derselbe Abend weitererzählt von der anderen Person, und dort steht dann:
    „Natürlich fühlte es sich nicht an wie früher, und das würde es auch nie, doch es tat gut, sich mit einem erwachsenen Menschen außer ihrer Mutter zu unterhalten.“

    Ist nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht als Beispiel nicht verkehrt.

    Für die Personen in ihren Abschnitten auch eine deutlich unterschiedliche Sprache zu finden, sodass man am besten auch ohne Benennung wüsste, bei wem wir gerade sind, ist mir noch nicht ausreichend gelungen. Da muss ich beim Überarbeiten auf jeden Fall nochmal ran.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Wochen, 6 Tage von AKRink.
    als Antwort auf: Was spricht für den Ich-Erzähler? #664

    AKRink
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    Mein erster (Jugend)roman hatte eine Ich-Erzählerin. Da das schon 15 Jahre her ist, weiß ich nicht mehr genau, was damals meine Überlegungen dazu waren. Da es eine sehr persönliche Geschichte war, wollte ich auf jeden Fall, dass man ganz nah an der Protagonistin dran ist. Und dass man ihre ganz subjektiven, teilweise fragwürdigen und dennoch (hoffentlich) immer irgendwie nachvollziehbaren Gedanken mitbekommt. Sie trifft in der Story einige extreme Entscheidungen, und das hätte nicht funktioniert, wenn man ihre Beweggründe dafür nicht von ihr selbst erfahren hätte (ohne dass man diesen immer zustimmen müsste).

    Das finde ich total nachvollziehbar! Gab es nach Fertigstellung des Romans nochmal Diskussionen darum? Und hast du dich jemals gefragt, ob du es lieber hättest anders machen sollen?

    Nein, weder der Verlag noch ich haben das nochmal hinterfragt. Ich glaube, bei der konkreten Geschichte war einfach recht offensichtlich, dass es genau diese Perspektive und Art der Erzählung braucht.

    als Antwort auf: Was spricht für den Ich-Erzähler? #663

    AKRink
    Teilnehmer

    Nein, weder der Verlag noch ich haben das nochmal hinterfragt. Ich glaube, bei der konkreten Geschichte war einfach recht offensichtlich, dass es genau diese Perspektive und Art der Erzählung braucht.

    als Antwort auf: Was spricht für den Ich-Erzähler? #621

    AKRink
    Teilnehmer

    Mein erster (Jugend)roman hatte eine Ich-Erzählerin. Da das schon 15 Jahre her ist, weiß ich nicht mehr genau, was damals meine Überlegungen dazu waren. Da es eine sehr persönliche Geschichte war, wollte ich auf jeden Fall, dass man ganz nah an der Protagonistin dran ist. Und dass man ihre ganz subjektiven, teilweise fragwürdigen und dennoch (hoffentlich) immer irgendwie nachvollziehbaren Gedanken mitbekommt. Sie trifft in der Story einige extreme Entscheidungen, und das hätte nicht funktioniert, wenn man ihre Beweggründe dafür nicht von ihr selbst erfahren hätte (ohne dass man diesen immer zustimmen müsste).

    Nun sitze ich an meinem zweiten Roman und probiere etwas anderes aus: Es gibt einen bzw. mehrere Er- (eher Sie-)Erzähler. Sprich, die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, aber der Erzähler ist immer an genau einer der beteiligten Personen dran, erzählt die Situation aus ihrer Sicht. Er kann dabei immer dieser einen Personen in den Kopf schauen, ihre Gedanken und Gefühle wiedergeben. Was zeitgleich in den anderen vorgeht, weiß er nicht, kann höchstens das interpretieren, was er (durch die Augen „seiner“ Person) sieht. Die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Hauptfiguren, sodass man ständig eine andere Sichtweise einnimmt. Das ist relativ herausfordernd und komplex zu schreiben, macht aber auch großen Spaß und scheint (bis jetzt) gut zu funktionieren.

    als Antwort auf: Wieviel Recherche braucht das Davor? #615

    AKRink
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    Interessant. Als Leserin empfinde ich es eher umgekehrt: Ich freue mich, wenn ich einen Ort wiedererkenne und störe mich dann auch nicht an Ungenauigkeiten. Aber vermutlich ist da die Wahrnehmung sehr unterschiedlich, bestimmt löst es bei anderen auch das von dir beschriebene Misstrauen aus. Wobei ich gerade darüber nachdenke, was das im Kontext eines Romans heißt, „Misstrauen“. Der Anspruch ist doch gar nicht, dass die Geschichte wahr ist und sie irgendjemand glauben soll, oder?

    • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von AKRink.
    als Antwort auf: Sind die Dialoge weit genug von Alltagssprache entfernt? #572

    AKRink
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    Ich finde vor allem Dialoge schwierig zu schreiben, an denen mehr als zwei Personen beteiligt sind. Bei zwei Personen ist in der Regel automatisch klar, wer etwas sagt, und man kann auch einfach mal die Sätze direkt aufeinander folgen lassen. Bei mehr Personen muss man viel häufiger erwähnen, wer spricht. Da ich es nicht mag, zwanghaft Synonyme für „sagen“ zu verwenden, rutscht es in solchen Fällen bei mir dann schnell ins … sagte X, … sagte Y, … sagte Z. Habt ihr Tipps, wie das eleganter klappt? Wie kann man das ständige „sagen“ vermeiden und trotzdem immer klar machen, wer gerade spricht?

    als Antwort auf: Wie autobiografisch kann/darf der Roman oder die Kurzgeschichte sein? #571

    AKRink
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    Ich denke auch, dass die Entscheidung, wie viel eigene Geschichte man einbringen möchte, allein bei der schreibenden Person liegt. Damit gibt man ja sehr viel von sich preis, ob man das möchte oder nicht, muss man in erster Linie mit sich selbst klären. Es kann sicher heilsam sein, macht aber auch verwundbar, daher würde ich das immer gut abwägen. Und man sollte sich darauf einstellen, dass nach Veröffentlichung mindestens aus dem eigenen Umfeld zigfach die Frage kommt, ob die Geschichte autobiographisch sei (vor allem, wenn die Rahmendaten wie Alter und Geschlecht der Hauptfiguren etc. dafür sprechen). Meine Eltern hat es schier wahnsinnig gemacht, beim Lesen nicht zu wissen, welche Teile meiner Coming-of-Age-Geschichte echt sind und welche nicht. Ich habe diese Frage immer schwammig beantwortet in die Richtung: „Nein, aber es spielen an vielen Stellen eigene Erfahrungen hinein.“ Ich denke auch nicht, dass man sich dafür erklären müsste oder gar aufdröseln sollte, welche Aspekte erlebt und welche erfunden sind. Das geht doch niemanden etwas an!?

    als Antwort auf: Wieviel Recherche braucht das Davor? #569

    AKRink
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    In meinem ersten Roman habe ich die Orte nicht benannt, er hätte überall (in Deutschland) spielen können. Nun sitze ich an meinem zweiten Roman und mache es bewusst anders: Ich benenne die Städte und Stadtteile, oft auch Straßen und teilweise ganz konkrete Orte (eine Schule, ein Restaurant, ein öffentliches Gebäude …) genau. Dafür habe ich anfangs eine kleine Recherchereise gemacht (und Orte gewählt, die ich entweder schon gut kenne oder die in der Nähe sind, sodass ich jederzeit noch einmal hinfahren kann). Jetzt beim Schreiben merke ich, wie sehr mir das hilft. Im Gegensatz zum letzten Mal habe ich diesmal konkrete Orte vor Augen, kann mir das Setting viel besser vorstellen. Oft komme ich sogar noch auf neue inhaltliche Ideen, wenn ich den inneren Blick noch einmal über meine Erinnerung an den Ort schweifen lasse. Außerdem hatte ich beim ersten Mal die Tendenz, automatisch Orte aus meinem eigenen Leben einzusetzen (mein Elternhaus, meine alte Schule …). Dadurch wurde die Geschichte stellenweise autobiographischer, als ich es wollte. Mit der Entscheidung für echte Orte, mit denen ich aber nichts persönlich verbinde, bin ich deshalb sehr froh. Trotzdem lasse ich mir die Freiheit, auch mal etwas zu erfinden oder zu verändern. Zum Beispiel habe ich mir die Gebäude i. d. R. nur von außen angeschaut, wie es also darin aussieht, ist erfunden. Und wenn es für die Geschichte besser ist, dass der Fahrradkeller unter der Turnhalle ist und nicht daneben, dann schreibe ich es so, auch wenn es in der Realität anders ist. Bei anderen Themen als Orten handhabe ich es ähnlich. Diese Mischung funktioniert für mich gut.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 2 Wochen von AKRink.
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